News 15.11.2024

Splügen erhält Auszeichnung zum UN Best Tourism Village 2024

Splügen Dorf
Das Bündner Passdorf Splügen erhält von der Welttourismusorganisation UNWTO die Auszeichnung zum UN Best Tourism Village.

Splügen im Rheinwald und Romoos im Entlebuch haben sich unter den sechs Schweizer Bewerbungen durchgesetzt. Sie werden für «innovative und transformative Ansätze in der touristischen Entwicklung geehrt, welche sie im Einklang mit der Nachhaltigkeit fördern.

UNWTO hat im Rahmen ihrer Initiative «Best Tourism Village» zum vierten Mal Tourismusdörfer auf der Welt gesucht, die sich auf besonders nachhaltige und innovative Weise entwickeln, ohne dabei die lokale Kultur, Natur und die Bevölkerung zu vergessen. Bewerben konnten sich Dörfer in ländlichen Gegenden, bei denen traditionellen Tätigkeiten wie der Land- und Forstwirtschaft prägend sind.

Zur Teilnahme aufgerufen hatten das SECO gemeinsam mit dem Schweizer Tourismus-Verband und Schweiz Tourismus. In einem umfassenden Bewerbungsdossier stellte sich Splügen im Rheinwald vor. Splügen ging zusammen mit Ernen, Lavizzara, Lens, Romoos und Valendas ins Rennen.

Diese Auszeichnung ist nicht nur ein Tourismuspreis, sie ist vor allem eine Auszeichnung für all jene, die sich in der Vergangenheit und bis heute für eine nachhaltige Entwicklung von Splügen und dem Rheinwald eingesetzten haben. Die offizielle Feier und Übergabe des Preises fanden am 14. November in Kolumbien statt. Das SECO hat den Preis stellvertretend für die Gemeinde Rheinwald in Empfang genommen.

Rheinwald.

Splügen

Splügen liegt an der historischen Route über die beiden Alpenpässe Splügen und San Bernardino. Tourismus und Handel haben hier eine lange Tradition. Bereits Römer nutzten die Route über die Pässe. Im Mittelalter begann der Handel über die alte Route von Nord- nach Südeuropa. Splügen entwickelte sich zum Handelsplatz, Umschlagplatz und Rastort. Walser Bauern, die sich im 13. Jahrhundert aus dem Wallis kommend, hier niederliessen, konnten als Säumer eine gute Nebeneinkunft erwirtschaften. Ein unverwechselbares Ortsbild entstand: Die Herrenhäuser der Familie von Schorsch, Warenhäuser, Stallungen und Herbergen wurden erbaut. Sie ergänzten die sonnengebräunten Strick-Häuser und Ställe der Walser. Mit einer restriktiven Bauordnung hat die Gemeinde das Ortsbild bewahrt. 1995 ehrte der Schweizer Heimatschutz Splügen mit dem Wakkerpreis. Gewürdigt wurde «die Sorgfalt, mit der die Gemeinde einen sanften und nachhaltigen Tourismus entwickelt und gleichzeitig ihr schützenswertes Ortsbild bewahrt und pflegt. Splügen bildet auf diese Weise ein nachahmenswertes Beispiel für die Berggemeinden der Schweiz.» Diese Haltung hat die Gemeinde auch in den seither vergangenen dreissig Jahren konsequent weiterverfolgt. Das Dorf ist heute im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) gelistet.

Kultur

Die einheimische Bevölkerung bewahrt und lebt ihre Traditionen. Pschuuri - ein archaischer Fastnachsbrauchtum findet jährlich am Aschermittwoch in Splügen statt. Er findet sich auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Schweiz. Ab Anfang 2025 wird das Museum Rheinwald in Splügen die Geschichte und Kultur des Tals auf neue, spannende Weise erlebbar machen. Nach einer umfassenden Neugestaltung der Ausstellung, die interaktive Elemente umfasst, wird das Museum fortan täglich für Besucher aus der Region und Touristen geöffnet sein. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, verschiedenen Stiftungen, Museumsvereinen und privaten Akteuren sorgt dafür, dass das kulturelle Erbe des Tals lebendig bleibt und anschaulich vermittelt wird.

Biologische Landwirtschaft

Seit über 30 Jahren wird im gesamten Rheinwald zu 100 % biologische Landwirtschaft betrieben. Besonders die Viehwirtschaft mit Kühen, Ziegen und Schafen dominiert die noch kleinstrukturierte Berglandwirtschaft. Die traditionelle Bewirtschaftung von Bergwiesen durch Beweidung und sanften Schnitt ermöglichen einen Artenreichtum von Flora und Fauna. Drei Sennereien und zwei Alpen stellen prämierten Käse und Milchprodukte her. Dieses traditionelle Handwerk und die Produkte sind hochgeschätzt. Verschiedene Läden und Restaurants bieten die lokalen Spezialitäten an.

Tourismus-Entwicklung

Der Tourismus ist lebenswichtiger Wirtschaftszweig im Rheinwald. Die Bergbahnen Splügen-Tambo transportiert im Winter seit den 60er Jahren Gäste hinauf auf 2300 m ü. M. und beschäftigt zahlreiche Einheimische und Saisonniers. Langlaufloipen, ein Wegnetz für Fahrradfahrer und Wanderer und eine intakte alpine Landschaft machen das Tal bei Outdoorsportler: innen beliebt. Verkehrstechnisch günstig an der Nord-Südachse gelegen, ist Splügen äusserst gut erschlossen.

Die Entwicklung zwischen Transit- und Erholungsort aber auch demografische Entwicklungen fordern neue Denkweisen und innovative Projekte.  Die Gemeinde Rheinwald nimmt schon lange eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung des Ortes ein. Neben der Ortsplanung arbeitet die Gemeinde an verschiedenen Projekten, um attraktiven und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Verschiedene Beherbergungsprojekte mit Investoren sind aktuell in Planung oder im Bau. So wird etwa im Sommer 2025 in Splügen eine alpine Bierbrauerei und ein Genusshotel eröffnet. Das neue Ensemble in alten Strukturen ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Transformation von leerstehenden Bauwerken und innovativen Ideen. Bei der Talstation der Bergbahnen plant die Rheinwald Resort AG ein Beherbergungsprojekt mit Leuchtturmcharakter. Die Basler Architekten Herzog & de Meuron sind damit beauftragt, eine Dorferweiterung zu planen. Bis zu 500 warme Betten in beherbergten Wohnungen, ein neuer Campingplatz, attraktive Infrastrukturen für Gäste und Einheimisch sowie zahlreiche Arbeitsplätze sollen hier entstehen können.

Im Netzwerk

Die Gemeinde Rheinwald ist seit 2020 Teil des Naturpark Beverin, ein Naturpark von nationaler Bedeutung und somit einem natur- und kulturnahen Tourismus verpflichtet. Als Teil der DMO Viamala ist Splügen eingebettet in eine vielfältige Region mit Highlights wie der Viamala-Schlucht oder dem Kultur- und Weitwanderweg viaSpluga, der von Thusis bis nach Chiavenna führt. Gemeinsam arbeitet man an einer nachhaltigen touristischen Zukunft der Region. Im Fokus: Die schonende Inwertsetzung der Ressourcen, um Nutzen für Gast, Unternehmen und Bevölkerung zu schaffen.

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